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2022-11-16 14:39:24 By : Mr. Kaigong Zhan

Erbil (Irak) – Ein schwarzer SUV mit „Security“-Aufschrift bringt Ali Bashar (20) am Samstag um 15.21 Uhr Ortszeit an die Gangway zum Lufthansa-Flieger in Erbil (Irak). Der mutmaßliche Mörder trägt Schlappen und ein dunkles Hemd mit Ralph-Lauren-Aufnäher, als er in die Maschine steigt.

Das Ziel von Flug LH697: Deutschland.

Es ist ein kleiner Airbus A320, mit dem der flüchtige Iraker überführt werden soll. In Deutschland wird sich Ali Bashar für die Vergewaltigung und den Tod von Susanna (14) vor Gericht verantworten müssen. 

Das Ende einer Flucht: Ali Bashar (20) wurde von Elite-Einheiten in Zakho (Irak) verhaftet. BILD zeigt exklusiv alle Bilder der Auslieferung.

Bashar wird von kurdischen Sicherheitskräften am Flugzeug an die Beamten der Bundespolizei übergeben. Als alle anderen Passagiere einsteigen dürfen, sitzt Bashar bereits auf seinem Platz, ganz am Ende des Flugzeugs.

► Er sitzt umringt von Beamten der Bundespolizei – zwei Elite-Einheiten begleiten ihn: Beamte der GSG 9 und sogenannte „Sky Marshals“.

Außerdem an Bord: Dieter Romann (56), Chef der Bundespolizei. Er war am Samstagmorgen extra mit in den Irak geflogen, um sich gemeinsam mit seinen Kollegen persönlich um Bashar zu kümmern.

Bundespolizei-Chef Romann (Archivbild) war persönlich an Bord der LH 697, die Bashar nach Deutschland flog

► Ali Bashar wird abgeschirmt vom Bordpersonal, als die anderen Passagiere ins Flugzeug kommen. Die Reihen vor ihm bleiben frei – niemand soll auch nur in seine Nähe kommen. Nur die Elite-Einheiten, die in zivil gekleidet sind, bewachen ihn und schirmen ihn ab.

Ungewöhnlich: Bashar wird nicht an seinem Sitz fixiert, was sonst in vergleichbaren Fällen üblich ist. Der Iraker wehrt sich ganz offensichtlich nicht gegen die Rückführung. Ein kurdischer Sicherheitsbeamter hatte den deutschen Beamten am Flughafen gesagt: „Er weiß, dass ihm im Irak die Todesstrafe drohen würde. Er hat keinen Widerstand gegen die Abschiebung geleistet.“

Ali Bashar hat gestanden, Susanna F. (14) getötet zu haben, wurde im Irak festgenommen. Kurz darauf äußerte sich seine Mutter zum Fall.

Der Flieger startet mit einer Verspätung von 26 Minuten um 15.56 Uhr, das Bordpersonal wirkt zunächst angespannt. Sie wissen alle, dass Bashar, der mutmaßliche Mörder von Susanna, im Flieger sitzt. Auch einige der Passagiere wissen Bescheid: Sie haben zuvor aus den irakischen Medien von der bevorstehenden Abschiebung nach Deutschland erfahren.

Bashar trägt während des gesamten Fluges Handschellen, Vorkommnisse während des Fluges gibt es keine. „Er ist erstaunlich ruhig“, sagt ein Beamter. 

► Immer wieder nickt Susannas Killer während des vierstündigen Fluges ein. In den vergangenen 24 Stunden hatte er kaum geschlafen, wurde die gesamte Zeit verhört.

► Um 20.35 Uhr landet die Maschine am Frankfurter Flughafen! 

Während alle Passagiere das Flugzeug verlassen, muss Ali Bashar zusammen mit den Beamten zunächst im Flugzeug bleiben.

Erst als die anderen Fluggäste mit einem Bus abtransportiert werden, wird Bashar in einen bereitstehenden Polizeiwagen überführt.

► Bevor auch der Chef der Bundespolizei das Flugzeug verlässt, bedankt sich Romann beim Flugpersonal und dem Kapitän. „Vielen Dank für Ihre Unterstützung“, sagt er. Er weiß, dass der Flug auch für die Lufthansa-Angestellten kein normaler Flug war und für zusätzliche Anspannung gesorgt hat...

Mit einem Helikopter wird Bashar zum Polizeipräsidium Wiesbaden geflogen. Dort wird er noch in der Nacht stundenlang vernommen. Sonntag wird er einer Richterin vorgeführt.

Kommt Ali Bashar in Deutschland vor Gericht, könnte er nach Jugendstrafrecht verurteilt werden. Die Höchststrafe wäre dann 15 Jahre. Würde er als Erwachsener verurteilt, droht ihm lebenslang.

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