Kryolipolyse – Kosten und Risiken der Fettbehandlung mit Kälte

2022-11-16 13:41:35 By : Ms. Helen Yue

Es gibt Fettpölsterchen, die sich auch durch noch so viel Sport hartnäckig halten. Wer sich an dem vermeintlichen Makel stört, muss sich aber nicht zwingend einem operativen Eingriff unterziehen. Immer mehr Praxen bieten Kryolipolyse an, eine nicht-invasive Behandlung zur Fettreduktion, die unter dem Markennamen „Coolsculpting“ als sanfte Lösung gegen Problemzonen gehandelt wird. Doch welche Risiken birgt die Behandlung?

Kryolipolyse kommt aus dem Altgriechischen und setzt sich aus den Worten kryos = Frost, lipos = fett und lysis = Lösung zusammen. Es handelt sich dabei um eine nicht-invasive Methode, denn anders als bei einer Fettabsaugung (Liposuktion) kommt bei diesem Beauty-Treatment kein Skalpell zum Einsatz. Fettdepots, die Patienten als störend empfinden, werden mit starker Kälte behandelt, um das Absterben der Fettzellen zu erzielen. Entwickelt wurde die Methode von Wissenschaftlern der Harvard-Universität. Diese hatten in Tierversuchen beobachtet, dass Fettzellen durch Kälte stärker angegriffen werden als die darüber liegende Haut und das Bindegewebe. Ausgehend davon entwickelten sie die kosmetische Kältebehandlung, die seit nunmehr zehn Jahren in der Praxis angekommen ist. Der Eingriff ist auch unter dem Begriff „Coolsculpting“ bekannt. Dabei handelt es sich um den Markennamen der Kühlmaschine, die für die Fettreduktion zum Einsatz kommt.

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In Deutschland wird die Behandlung unter anderem in der Praxis des Münchner Dermatologen Dr. Golüke angeboten. Dieser erklärt, dass sich mit dem Coolscuplting-Gerät „lokale Fettüberschüsse“ entfernen lassen. Das Verfahren eigne sich dementsprechend für einzelne Fettdepots, die gegen Diäten und Sport resistent sind, nicht jedoch gegen starkes Übergewicht. Weiter erklärt der Fachmann, dass die Behandlung grundsätzlich bei jedem Erwachsenen möglich sei. Lediglich Schwangere oder Frauen in der Stillzeit sowie Menschen mit gewissen gesundheitlichen Beeinträchtigungen seien ausgenommen. So eigne sich die Behandlung nicht für Patienten, die unter einer Kälteurtikaria („Kälteallergie“) leiden oder für jene, die regelmäßig blutverdünnende Medikamente einnehmen müssten, so Dr. Golüke.

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Die Stellen, die es zu behandeln gilt, werden gründlich gereinigt und mit einem Gelpad geschützt, bevor das Coolsculpting-Gerät zum Einsatz kommt. Dabei wird das Gewebe durch einen Vakuumbecher eingesaugt – das Fett, das sich in diesem Behälter befindet, ist sozusagen der Behandlungsbereich. Die Coolsculpting-Maschine sorgt mithilfe von Sensoren dafür, dass die Haut konstant auf plus vier Grad Celsius gehalten wird. Das ist kalt genug, um die Fettzellen zu zerstören, verursacht aber gleichzeitig keine Kälteverbrennungen auf der Haut. Je nach behandelter Zone laufen die Kühlmodule zwischen 35 Minuten und einer Stunde. Der anschließende und letzte Behandlungsschritt ist eine zweiminütige Massage des vereisten Areals, um die Fettzellen endgültig zu zerstören und ihren Abbau zu fördern.

Da die Kryolipolyse nur von außen wirkt ist keine Narkose nötig, auch Verkehrstüchtigkeit oder Arbeitsfähigkeit werden nicht eingeschränkt. Schmerzen sind – wie bei jedem medizinischen Eingriff – möglich, aber unwahrscheinlich, wie der Facharzt bestätigt.

Fettüberschüsse, die abstehen – also ein kleines Bäuchlein, Fettpölsterchen am Hintern oder den Oberschenkeln sowie ein Doppelkinn, eignen sich für die Behandlung. Die Aufsätze des Coolscuplting-Geräts müssen die zu behandelnden Areale einsaugen können. Fett zu vereisen, das sich ebenmäßig auf beispielsweise kräftige Beine verteilt, könnte nach der Behandlung zu Dellen führen.

Schmerzen werden von Mensch zu Mensch unterschiedlich wahrgenommen. Grundsätzlich sei die Prozedur aber gut auszuhalten und keineswegs vergleichbar mit den Begleiterscheinungen, die beispielsweise mit einer Fettabsaugung einhergehen, so der Mediziner. Zu Beginn ist die Kälteeinwirkung deutlich spürbar, nach einigen Minuten lässt das unangenehme Gefühl nach – die Haut ist dann wie leicht betäubt und weniger temperaturempfindlich. Der unbeliebteste Teil ist das zweiminütige „Kneten“ im Anschluss an die Kältebehandlung.

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Sofern gesundheitliche Kontraindikationen vor der Behandlung ausgeschlossen wurden, beschränkten sich die möglichen Nebenwirkungen laut dem Experten auf die Entstehung von blauen Flecken, Rötungen und Druck- und Berührungsempfindlichkeit im behandelten Areal. Hier sei auch ein Taubheitsgefühl möglich, das bis zu zwei Wochen lang anhalten könne. Der Grund: Durch die Kühlmaschine würden Nerven in Mitleidenschaft gezogen. Diese Eventualitäten treten jedoch höchstens temporär auf. Wichtig sei, sich in fähige und erfahrene Hände zu begeben. Unsauberes Arbeiten könne zu unschönen Dellen und Vertiefungen führen. Zudem ist es wichtig, sich zu erkundigen, welches Gerät bei der Methode zum Einsatz kommt. Nur das Kryolipolyse-Gerät der Marke Coolsculpting hat die europäische CE-Zertifizierung und entspricht auch amerikanischen Sicherheitskriterien.

Ein Risiko bestehe darin, dass die Kryolipolyse keine Wirkung zeigt oder zumindest nicht die gewünschte. „Wie bei jeder medizinischen Maßnahme ist das Ergebnis nicht mit absoluter Sicherheit vorherbestimmbar“, so Dr. Golüke. Auch die Erwartungshaltung sei von Patient zu Patient unterschiedlich. Manche lassen die Behandlung wiederholen, weil sie noch stärkere Effekte sehen wollen. Der Erfolg der Anwendung hänge zudem stark von der individuellen Konstitution und Lebensweise ab.

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Abhängig vom individuellen Stoffwechsel kann es unterschiedlich lang dauern, bis die Fettzellen komplett zerstört, von der Leber verstoffwechselt und aus dem Körper ausgeschieden sind. Etwa drei Wochen nach der Behandlung kann man erste Veränderungen erkennen, das endgültige Ergebnis zeigt sich in der Regel nach zwei bis drei Monaten. Dies ist auch der Zeitpunkt für einen Nachkontrolltermin in der Praxis, bei dem Patient und Arzt die Entwicklung gemeinsam begutachten und mit Vorher-Fotos vergleichen.

Einmal zerstört, kommen die Fettzellen nicht wieder zurück, an den behandelten Arealen ist das Ergebnis also dauerhaft. Dennoch sollten die Patienten nach der Behandlung darauf achten, ihr Gewicht zu halten. Da die Fettzellen lokal vereist wurden, können an anderen Körperstellen entsprechend neue Fettdepots entstehen.

Die Preise hängen nicht zuletzt davon ab, welche und wie viele Zonen behandelt werden. Eine einzelne belaufe sich auf ca. 700 Euro. Bei der Behandlung handelt es sich um eine reine Privatleistung, die Krankenkasse übernimmt keine Kosten.

Richtig durchgeführt handelt es sich bei der Kryolypolise nach heutigem Erkenntnisstand um eine insgesamt wirksame, nicht-invasive Methode zur Reduktion gefühlter Problemzonen. Solide Studien, die die Wirksamkeit beweisen, gibt es jedoch noch nicht. Wie wirksam die Behandlung ist, variiert zudem von Person zu Person. Unsere Einschätzung: Gesunde Ernährung und Sport ersetzt die Methode nicht – und vielleicht sind kleine Fettpölsterchen auch gar nicht so schlimm, sondern einfach ganz normal.

– mit fachlicher Beratung von Dermatologen Dr. Timm Golüke, in München